Legendenhinweise:

    * vor Gipfelname =  Touren, die auch für Einsteiger geeignet sind 

Pfingstwanderung, 'Chez les Welsches' 18.-20. 5. 2013

Fotos und---
Bericht von Bruno Wildi: Pfingstwanderung 'Chez les Welsches'  18.-20.Mai 2013

Zu 9. stiegen wir in Aarau in den Zug Richtung Delément. Die Wetterprognosen waren eher suboptimal gemeldet. Geplant war eine KulTour, (ziemlich exakt) entlang der Schweizer Sprachgrenze deutsch-französisch. Ein Aufeinandertreffen von 2 Kulturen auf einem Stück 'Röstigraben' in einer für die meisten von uns wohl eher wenig bekannten Landschaft. Unterwegs auf Feld-, Wald- und Bergwegen wollten wir ergründen, wie die viel beschworene und beschimpfte Kulturgrenze wirklich ist und wie die Menschen hier leben.
In Delsberg angekommen stand erstmal ein Stadtrundgang an. Zu unserem erstaunen bei strahlend blauem Himmel! Erst ging es über eine alte Bogenbrücke aus dem 15.Jahrhundert über die La Sorne. Man sagt, der Bauingenieur traute seiner Baukunst nicht so dass er sich noch vor Inbetriebnahme ins Unbekannte absetzte. Dann konnten wir den ersten von 10 Stadtbrunnen bestaunen. Es sind dies monumentale Figurenbrunnen aus den 16.Jahrhundert. Weiter kamen wir beim umgebauten Schloss vorbei, welches heute als Schulhaus dient. Dahinter steht eine der letzten jüdischen Synagoge in West-Europa. Vorbei an den zwei Stadttoren. Das ehemalige Zeughaus wurde architektonisch spannend in ein Kunsthaus umgebaut. Auf dem Wochenmarkt kaufte Rolf als 'echter' Aargauer frische Rüebli. Sitzend auf dem 10.Brunnen verspeisten wir sie zum Abschluss des Rundganges gemeinsam. Nach Kaffee, Gipfeli und WC-Gang folgten wir dem Wegweiser Richtung dem Roc du Courroux oder deutsch: Fels von Lüttelsdorf. Über die La Sorne und die Birs ging es schlüpfrig und steil aufwärts. Auf der Krete kamen wunderschöne grosse Boulderfelsen zum Vorschein. Für Jung und Alt wohl ein Hochgefühl sie zu besteigen! Auf einem Felsblock wie auf einem Thron machten wir Mittagsrast. Die Aussicht war grandios. Geprägt durch die Föhnlage schien alles zum greifen Nahe: Unten das Delsberger Becken, im Nordwesten die Vogesen, im Norden der Schwarzwald über dem Tafeljura und südlich die Spitzen des Faltenjuras. Beim Restaurant Pierreberg - ein 'Röstigraben-Restaurant', ist doch der Name zusammengesetzt aus französisch 'Pierre' und Deutsch 'Berg',- setzten wir uns zu, bestellten was Trinkbares und genossen die wärmenden Sonnenstrahlen. Auf dem höchsten Punkt des Grates stiegen wir beim Grenzpunkt 899m auf den Grenzstein um die 900er Höhenmarke zu knacken. Weiter ging's vorbei am Naturfreundehaus Retemberg. Pfadler hatten das Haus gechartert. Anscheinend waren dies moderne Pfadler die das Abenteuer nicht mehr in der Wildnis unter ausgedienten Militärblachenzelten erfahren wollten. Noch etwas der Krete entlang und dann ging's steil hinunter zum Etappenziel, nach Ober Fringeli. Dies ist ein grosses Gehöft mit 400 Schafen, einigen Tiroler Kühen, Katzen und Hasen, Bio-Zertifiziert und eher nüchtern gestaltet. Wir hausten im ehemaligen Restaurant zusammen mit der Familie Kündig. Leider brannte ihr eigentliches Wohnhaus vor Jahren vollständig ab. Zum Abendessen gab es Bio-Lammgigot vom Hof mit Gemüse und Knöpfli. Dazu ein paar Tröpfli feiner Rotwein.

Am Morgen regnete es noch leicht. Nach dem ausgiebigen Morgenessen zeigte sich aber bald die Sonne so dass wir zu unserer Überraschung ohne Regenschutz abmarschieren konnten. Nach 1½h, auf einem Pass mit dem treffenden Namen La Combe - die Schlucht - stoppten wir und richteten den Brötliplatz zum Mittagsmahle her. Es zog ein kalter Wind über die Jurahöhen. Deswegen wurde kräftig gefeuert. Herrlich wie der Wind das Feuer anfachte und lebendig scheinende Flammen uns entgegen züngelten! Christine grillte noch eine Schockobanane. Galant schnitzte ihr Bruno ein Holzlöffeli um die Delikatesse auch würdig essen zu können. Auf dem Hoggenberg bestaunten wir das überdimensionale Kreuz. Weiter ging es zum Wälschgatterli, nicht ein Röstigraben sondern ein 'Röstipass', vom deutschsprachigen Lüsseltal zum französchisch sprachigen Val Terbi. Weiter folgten wir der Kantonsgrenze, zwischen dem Hof Le Greierlet und dem Schemelhof exakt entlang einer markanten Hecke - hinauf auf die Rotmatte. Dort lag ein grosser verrosteter Wassertank im Feld. Oberhalb ein geheimnisvolles schmuckes Haus. Wir rätselten ob das wohl geheime Militärobjekte seien? Etwas weiter noch und wir stiessen auf das 'Ricola-Feld'. Auf einem kleinen Platz sind alle 13 wohltuenden Kräuter, die in jedem Ricola-Bonbon enthalten sind, angepflanzt. Lernt man die Kräuter nach Aussehen bestimmen, und beantwortet man dann die Fragen in der Ricola-Broschüre kann man an einem Wettbewerb teilnehmen. Rolf interessierte sich jedoch mehr für die in der Nähe wunderbar gelb leuchtenden Bachbombelenfelder. An einem technisch sehr interessanten Punkt, eine 7fache Weggabelung, mit Fachwerk-Hochspannungsmast, Bausteinen, gebrochenem Kies, Bagger, Greifferschaufel, Kunststoffrohren und weiteren technischen Utensilien, pausierten die Fröntler. Die Heckler passierten die Stelle uninteressiert und wanderten wacker weiter Richtung hohe Winde. Die Bäume rauschten bedrohlich. Oben angekommen, bliesen uns die 'hohen Winde' fast vom Juragipfel. Nach kurzem Studium der Aussicht, kurzer Diskussion über das Panorama und ein paar Gipfelfotos schritten wir weiter zum Etappenziel, das Skihaus Hohe Winde. Manuel, der Hüttenwart, hiess uns herzlich Willkommen. Zum Abendessen wurde ein Käsefondue aufgetragen. Leider gab es technische Probleme mit den Rechauds. Klaus untersucht die Paste und meinte, dass die hellblaue ausländische Paste wohl zu wenig Heizleistung brächte. Nach etlichen Anläufen und zum Schluss pragmatischer Lösung, gelang es dann doch noch, die Käseschmelze richtig zu verflüssigen. Nach dem Dessert und Verdaungspause ergriff René, ein Gast und wohl gute Seele der Hütte, die Handorgel und spielte zum Tanze auf. Sein Repertuar reichte von Fox bis Tango und bescherte uns eine fröhliche SAC-Tanzrunde!

Am Morgen schien zum erstaunen aller wieder die Sonne. Schwach war ein Ausschnitt der Alpenkette sichtbar. Einige wollten den Pilatus, andere den Hogant und wieder andere den Fürstein erkannt haben. Unentwegte berichteten uns vom erlebten herrlichen Sonnenaufgang auf dem Gipfel.

Beim Abmarsch reduzierte sich unser Tempo schlagartig durch den argen Westwind. Der Weg leitete uns nun nämlich in einem grossen Bogen um das Delsberger Becken wieder zurück in westliche Richtung. Wacker überschritten wir die Scheltenpasshöhe. Dieser schmale Übergang verbindet das Guldental - das zum Naturpark Thal gehört - mit dem Val Terbi. Erst der Aufstieg zum Matzendörfer Stierenberg dann der Aufstieg auf den Schönenberg. Der Weg folgt exakt dem 'Röstigrat' entlang einer Hecke mit uralten Buchen- und Ahornbäumen. Aus windtechnischen Gründen peilten wir das Jägerhüsli auf dem Gipfel an. Um und im Hüsli geschützt vom Sturmwind, stärkten wir uns und zelebrierten diskutierend die Gemeinschaft. Weiter unten kamen wir am Hof La Grand Schönenberg vorbei. Es ist ein Restaurant. Aber vermutlich werden da vor allem landwirtschaftliche Maschinen und Traktoren gestapelt oder wenn Zeit und Rat - repariert. War doch um das Haus und in der eingestürzten Scheune eine unglaubliche Sauerei aus zerlegten und halben Fahrzeugen. Uns zog es daher trotz der Kälte weiter hinunter, entlang eines Grabens - wir vermuteten den 'Röstigraben' - Richtung Seetal. Und tatsächlich lag unten im Talboden ein See. Gemütlich an Tisch und Bank machten wir Mittagsrast. Es folgte das kleine Dörflein Seehof. Es soll die kleinste Gemeinde des Kantons Bern sein. Alles was ein Dorf ausmacht war auf kleinstem Raum vorhanden: Schule, Sportplatz, Gemeindehaus und einen Briefkasten. Weiter ging's auf einer schmalen Teerstrasse an etwas verwilderten Bauernhöfen vorbei, Richtung Corcelles. Dort angekommen zogen wir weiter und folgten dem Duft nach Apfelsaft, Kaffee und Bier nach Crémines. Nach Einkehr, Stärkung und Erholung nahmen wir den Heimweg unters Füdli und bestiegen den Zug über Gänsbrunnen nach Solothurn und Aarau.

Zum Erstaunen aller genossen wir 3 Tage ohne Regen, KulTour in und am Röstigraben und etliche kulinarische Höhepunkte. Danke an Christine für Planung, Organisation und Leitung der Tour!


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