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Alp. Schneeschuhtrekking: P. Sella, 3511m, P. Palü, 3900m, P. Scalino, 3323m; 15. - 19. April 2015

Bericht von Bruno Wildi, Fotos von TL Peter Demuth: Coaz-Hütte 2610m: Zu sechst fuhren wir nach Zürich. Dort stieg Adi Käli, unser Bergführer zu.

Wir fuhren weiter über Chur, Thusis, Tiefencastel bis Pontresina. Nach reibungsloser Anreise stand pünktlich die Kutsche nach Hotel Roseg für uns bereit. Mit 3 PS ging's nun gemütlich aufwärts. Herrlich ruhig und friedlich, wohl eingekuschelt unter weichen Schaffellen genossen wir die wunderbare Stimmung. Beim Hotel Roseg hiess es füürsi-machen! Ich beneidete die Zugpferde. Sie kriegten nach der Anstrengung Hafer und Heu. Adi aber wollte zur Coaz-Hütte noch bevor der Schnee pfludi wurde und so ging's auf Schneeschuhen zügig weiter - halt ohne Hafer und Heu! Doch alles nützte nichts. Peter und auch Adi versoffen im Schnee bis zu den Hüften. Peter ramponierte mit seinem Gewicht und dem tonnenschweren Rucksack die Spur so fest, dass er am Abend eine Runde Bier aufwerfen musste. Zum Glück wurde der perfekt geformte Biancograt des Piz Bernina sichtbar. So konnten wir uns satt sehen und vergassen die Strapazen ein wenig.

Marinelli-Hütte 2820: Adi befahl uns frühzeitig aus den Federn. Der Grund war klar, er wollte verhindern, dass wir im weichen Nachmittagsschnee die Felsunterlage des Gletschers küssten. Rhythmisch mit klack-klack-klack watschelten wir bei erstem Sonnenschein über den Vadret da Roseg. Herrlich, das rosa Morgenleuchten über den Bernina-Gipfeln. Vor der Furcla da la Sella bogen wir vom graden GPS-Track ab und erstiegen im steilen Zick-Zack den Gipfel des Piz Sella. Gegenüber wetteiferten zwei Männer im Ausfstieg des Piz Roseg mit uns. Sie hatten es weniger gut, war ihr Hang doch um ein vielfaches steiler! Fast gleichzeitig mit ihnen erreichten wir unseren Gipfel: Wir auf dem weiten Sella-Plateau sie auf der steilen Gipfelwächte grad wie zwei Zwergli!

Glückwünsche, Dankeschön und schon ging's wieder hinunter zurück zur Furcla. Nach Essen, Trinken und Ausruhen nahmen wir den Vedretta di Scrersen unter die Schneeschuhe. Erst um eine Felsinsel mit Bivaco, dann in unendlich langem Bogen Richtung Passo Marinelli. Ich zählte für mich die Schritte und stellte mir das gehen im Sauseschritt vor. Die Sonne brannte uns Löcher in die Tschäpper und rötete aller Ohren. Zu alldem flitzten noch Skifahrer von der Marco e Rosa Hütte runter, überholten und liessen uns quasi stehen. Endlich nach kurzem Aufstieg dann die Abzweigung rechts zur Marinelli Hütte. Noch ein letzter steiler Abstieg und wir waren da. Bei kühlem Bier vergassen wir die Strapazen und freuten uns ob dem schönen Tage!

Fuorcla Bellaviste 3688: Was soll man auf 2820m tun wenn's nebelt und schneit? Natürlich auf die Bellavista (Schöne Aussicht) steigen! So marschierten wir los Richtung Passo di Sasso Rosso. Adi checkte sein GPS und lotste uns von Felsen zu Felsen über die weite Ebene. Die Sicht war etwa so wie in einer Nebelkammer eines Quantenlabors. Der erste Anstieg hatte es in sich. Bedrohlich nahe kamen uns die Eisbrocken. Aber Adi blieb cool und umging die gefährliche Spaltenzone souverän. Auf dem Passe sah man wieder ein Bivaco. Ohne Halt watschelten wir in der Nebelkammer weiter. Man sah nichts und hörte nichts. Ich träumte im Nebel vom Sponsoring für ein Bivaco mit zwei Plätzen mit Namen 'Bruno e Elisa'. Plötzlich beendete ein Vogelgezwitscher die Stille. Tatsächlich umflog uns auf über 3600m ein Vögelein, setzte sich in den Schnee und beguckte uns frech. Auf der Fuorcla Bellaviste das Aufstiegsende. Trotz gut klingenden Name war die Sicht Null. Also warfen wir den Rückwärtsgang ein und watschelten wieder zurück zum Passo Rossa. Dann schnell runter zu den ersten Steinen, assen etwas und entspannten uns ein wenig. Noch eine knappe Stunde und wir erreichten wieder die Marinelli-Hütte.

Ca'Runcasch Hütte 2150: Wieder früh aufstehen. Nach kurzem Aufstieg bogen wir rechts weg und stiegen in gerader Linie den Vadretta di Fellaria ab. Hoppla, plötzlich endete der sanfte Gletscher. Ein steiler Abstieg zum Lago Fasso erwartete uns. Wir verkeilten die Schneeschuhe im steilen Schnee und ramponierten unsere Zehennägel. Unten angekommen wieder das alte Lied, Adi und Peter versoffen im Schnee bis zu den Hüften. Um die Felsen herum dann die Überraschung: So steil und rutschig, dass wir unsere Steigeisen montieren mussten. Endlich erreichten wir das Refugio Bigami. Nach kurzer Einkehr bei Kuchen und Kaffee, der Weitermarsch zum Lago di Gera. Gemütlich ging's bergab auf fast schneefreiem Wanderweg. Unten angekommen offerierte uns der Wirt der Refugio Zoia ein Mittagsmal. Wir winkten ab und stiegen wieder an, Richtung Rifugio Ca'Runcash. Der Weg hatte es in sich: Gefühlte tausendmal mussten die Schneeschuhe montiert und wieder demontiert werden. Doch auch dies hatte ein Ende und wir erreichten die Hütte. Nach ausgiebigen Duschen hiess es dann auf der Sonnenterasse allerseits Prost zusammen.

Pizzo Scalino 3323: Das Wetter war nicht wie gewünscht. Es war morgens um halb fünf dunkel und neblig. Schweigend watschelten wir mit eingeschalteten Stirnlampen klack-klack-klack Richtung Passo da Cancian. Unter dem Passbogen ein Gruppenfoto und schon gings' weiter Richtung Pizzo Scallino. Kaum zu glauben, aber nach einer halben Stunde stiegen wir aus dem Nebel empor und erblickten im warmen Sonnenschein 10'000 Gipfel um uns herum. Adi entschloss sich spontan den Gipfel zu versuchen. Auf dem Gipfelgrat entledigten wir uns den Schneeschuhen und montierten mit gewissen Problemen unsere Steigeisen. Am kurzen Seil erreichten wir alsbald den Gipfel. Ein echter Höhepunkt! Wir mussten uns beeilen. Von unten drängten rasende Italiener auf rasenden Skiern hoch. Sie trainierten wohl für den Pizzo Scallina-Race. So machten wir Platz und stiegen wieder ab. Nach einer Stunde dann wieder die Nebelsuppe. Der Abstieg durchs Val Cancian nicht ganz einfach, unsere Zehennägel litten in den Steilstufen. Unterhalb der Alp Cancian ereilte uns das Scheeende abrupt. So schnallten wir die Schneeschuhe auf und erreichten erschöpft die Alp Sella. Nach gründlicher Regeneration holte uns der Rufbus ab und bugsierte uns zum BHF Posciavo. Und so fuhren wir heiter und beschwingt über Bernina, Albula, Chur und Zürich nach Hause.

Vielen Dank an Peter und Bergführer Adi für die Planung und Leitung des tollen Trekkings!