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Weissensteinlauf

Tourenbericht SAC-Hochtour Weissmies Überschreitung

Datum: Sa/So, 17./18.August 2019

Tourenleiter: Frank-Urs Müller / Pia Allemann

Wetter: Schönes und warmes Sommerwetter. Das ursprünglich auf den So-Nachmittag angekündigte Gewitter hat sich auf die Nacht verschoben.

Teilnehmer: Andreas, Agathe, Bettina, Marcel, Anne, Isabelle, Maria , Michael und Dominik

Route: Weissmies (4017 m) über SSE-Grat und Abstieg über die Westnordwest-Flanke (Normalroute) nach Hohsaas. Schwierigkeit:WS+, 2a.

 

Um 07:19 fuhren wir mit der RBS nach Bern ab, wo noch Teilnehmer dazustiessen. In Visp nahmen wir das Poschi und fuhren nach Saas Almagell, wo wir uns mit einem Kafi stärkten. Es gab ein kurzes erstes briefing und alle stellten sich kurz vor. Das fand ich sehr nützlich, denn so wusste jede/r, wo die Stärken/Schwächen der Teilnehmer waren und man konnte sich besser auf einander einstellen. Bei einer Hochtour sind das wesentliche Aspekte, die mitunter über Erfolg/Misserfolg entscheiden. Wir waren eine gemischten Gruppe, was aber bei entsprechender Rücksichtsnahme sehr positiv sein kann.

Der Aufstieg zur Almagellerhütte SAC (2892 m) erfolgt über die Almagelleralp, wo wir eine längere Rast machten und die Hütte schliesslich nach ca. 3.5 h errreichten. Das schöne WEWF ('Wochenend Wetterfenster') machte offenkundig, dass die Hütte ausgebucht war, so dass das Abendessen gestaffelt organisiert wurde, davon waren wir aber nicht betroffen. Vorher gab es noch ein 2.briefing mit genauen Angaben zur Route, Zeiten und Ausrüstung.

Um 03:45 Uhr war Tagwache und um 04:45 Abmarsch. Eine Kette von Stirnlampen zog sich wie Glühwürmchen den Hang hinauf, es war etwas los am frühen Morgen. Den Zwischenbergpass (3242 m) erreichten wir nach ca. 1 ¼ h , wo es tagte. Vom Sattel stiegen wir bis auf ca. 3500 m hoch, wo wir uns dann am Fuss des SSE-Grat in 4-er Gruppen am kurzen Seil anseilten. Dieser Blockgrat mit einigen kleinen steileren Absätzen bietet leichte Kletterei (2a), also mit dem Attribut ‚plaisir' klettern. Es war viel Volk unterwegs, aber die Gruppen ‚hockten' nicht zu nahe aufeinander. Der Grat war fest, die Steinschlaggefahr gering. Bei ca. 3900 m schnallten wir dann die Steigeisen an, der Weg führt über einen kurzen, aber recht schmalen Schneegrat zum Gipfel (4017 m), den wir nach ca. 5 ¼ h erreichten. Die Aussicht gegen W mit Alphubel, Dom und hinten das Monte Rosa Massiv ist eindrücklich, gegen SE gibt es keine hohen Berge, ein dichtes Wolkenmeer breitet sich vor uns aus.
Nach kurzer Rast traten wir den Abstieg in steilen Serpentinen über die mächtige WNW-Schneeflanke an. Es gab auch zumindest einen Alpinisten, der Solo unterwegs war… Wir kreuzten noch viele Gruppen, welche noch im Aufstieg von Hohsaas her waren, obwohl es schon gegen 11 Uhr war. Nach der Schneeflanke kamen wir vom W her gegen die untere Stelle des Triftgletschers, wo wir dann ein ‚Aha Erlebnis' hatten. Zuerst waren wir beeindruckt von der arktisch anmutenden Szenerie mit bizarren Eisformationen. Später realisierten wir, dass dort ein gewaltiger Gletscherabbruch stattfand. Die Bruchstelle sah so aus, wie wenn es am morgen gedonnert hätte und in der Tat wurden noch im Frühjahr 2018 gewaltige Eisabbrüche beobachtet. Es war aber in der Nacht vom 9.-10.9.2017 als rund 2/3 (ca. 0.25 mio m3) der offenbar gefährdeten Eismassen abbrachen. Das war nur rund 2 Wochen nach dem tragischen Felssturz am Piz Cengalo oberhalb von Bondo. In der Tat liest man auf der Website der Almageller Hütte: 'Die Sperrung der Normalroute Hohsaas-Weissmies wurde aufgehoben. Somit kann die Überschreitung des Weissmies wieder gemacht werden'. Zum Glück ist die Abbruchstelle mit Fixseilen gut gesichert. In ‚Klettersteigmanier' geht man mit Schlinge gesichert der steilen, recht exponierten Kante entlang. Ohne Fixseile würde man hier extrem viel Sicherungsaufwand betreiben müssen. Aber auch so ist noch etwas Mut und vorher bei der Überschreitung über die Abbruchzone auch etwas Überwindung gefragt. Ein kecker Sprung ist manchmal halt schon effizienter als über die Buckel auf- und ab zu kraxeln - ohne Eispickel.
Schliesslich erreichten wir gegen 13:30 Uhr die Bergstation Hohsaas, wo es nach einer Einkehr bequem mit der Seilbahn zurück ins Tal ging. In Visp angekommen war die Hitze dieses Sommertags mit Temperaturen um die 30 Grad spürbar. Und ja, in Visp wollten die vielen Festival-Besucher ja auch mit dem Zug nach Bern, aber schlussendlich erreichten wir alle den Zug.

Die abwechslungsreiche und interessante Tour war damit zu Ende. Ein grosses Dankeschön an Frank und Pia, welche die Tour sehr gut geplant und perfekt durchgeführt haben. Es wurde gut und viel kommuniziert und wir hatten in der kurzen Zeit viele interessante Gespräche.

Solothurn, 21.08.2019 / Dominik Pfluger